Betreff
Biomasseheizung Schulzentrum Lauf rechts Sachvortrag durch Gastreferenten
Vorlage
FB 5/040/2012
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

Der Umweltausschuss beschließt:

Im Rahmen der Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt Lauf sowie der Zielsetzung der Stadt Lauf eine 100 Prozent Erneuerbare Energie Kommune zu werden wird ein Nahwärmeverbund für das Schulzentrum Lauf rechts gemeinsam mit dem Landkreis Nürnberger Land geschaffen.

 

  1. Die Planungen und Kosten werden zur Kenntnis genommen.

  2. Die Stadt Lauf tritt vorbehaltlich einer Förderung durch das bayrische BioKlima-Programm als Bauherr und Betreiber für den Nahwärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule plus evtl. Freie Träger auf. Entsprechende Planungsaufträge sind durch die Verwaltung zu erteilen. 

  3. Die Verwaltung wird ermächtigt, mit dem Landkreis eine Vereinbarung über den Bau und Betrieb des Nahwärmeverbunds CJT Gymnasium / Kunigundenschule zu schließen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Landkreis sich entsprechend dem Anteil am Gesamtwärmebedarf an den Investitions- und Betriebskosten beteiligt.

  4. Das Wärmenetz wird durch die Städtischen Werke Lauf errichtet und betrieben. Die Verwaltung wird ermächtigt eine entsprechende Vereinbarung mit den Städtischen Werken Lauf zu schließen.

    Alternativ: Das Wärmenetz zur Verbindung der Objekte einschl. der Übergabestationen soll durch die Stadt Lauf errichtet und betrieben werden.

  5. Die Stadt Lauf errichtet nach einer entsprechenden vertraglichen Vereinbarung mit der Lebenshilfe den Anschluss für die Lebenshilfe Wohnstätte an den Nahwärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule und wird die Lebenshilfe mit Wärme versorgen. Hierzu wird die Stadt Lauf, um die Versorgung bereits ab Herbst 2012 sicherzustellen, die Wärme vom Landkreis übernehmen.

    Die Verwaltung wird ermächtigt entsprechende Vereinbarungen mit dem Landkreis Nürnberger Land und der Lebenshilfe Nürnberger Land zu schließen.

Der Umweltausschuss hat am 20.10.2011 die Umsetzung eines Nahwärmeverbundes mit Holzhackschnitzelheizungen für das Schulzentrum Lauf rechts gemeinsam mit dem Landkreis Nürnberg Land beschlossen.

 

Ziel ist es eine ökologische und wirtschaftliche Wärmeversorgung für die Objekte von Stadt und Landkreis zu erreichen sowie eine möglichst hohe regionale Wertschöpfung durch den Einsatz von Holzhackschnitzeln zu erreichen.

 

Das Ingenieurbüro Roland Goetz, Altdorf wurde von Landkreis und Stadt gemeinsam mit der Vorplanung und Kostenschätzung (Leistungsphase 2) beauftragt.

 

Begleitet wurde die Planungen durch zahlreiche Besprechungen und Diskussionen mit Vertretern der Stadt und des Landkreises. Auch das Technologie- und Förderzentrum in Straubing (TFZ) wurde eingebunden, um die Voraussetzungen für eine Förderung bereits bei der Planung zu berücksichtigen.

 

Als Ergebnis wird vom Fachplaner das im Erläuterungsbericht dargestellte Konzept zur Realisierung vorgeschlagen.

 

Aufbau Nahwärmeverbund Schulzentrum Lauf rechts

Die Objekte von Stadt und Landkreis werden aus zwei Wärmeverbünden mit jeweils einem eigenen Holzhackschnitzelkessel sowie die Nutzung vorhandener Gaskessel zu Spitzenlastabdeckung mit Wärme versorgt. Der Anschluss von Objekten der Freien Träger ist möglich.

 

Wärmeverbund Bitterbachhalle, Förderzentrum, Berufs- und Realschule

-          Holzhackschnitzelkessel in der Bitterbachhalle mit ca. 700 kW

-          Pufferspeicher in der Bitterbachhalle

-          Holzhackschnitzelbunker in der Bitterbachhalle mit ca. 100 m³ Volumen, damit müsste bei Vollast ca. alle 4 Tage eine Lieferung erfolgen

-          Über Wärmeleitungen wird das Förderzentrum sowie die Berufs- und Realschule mit Wärme versorgt

-          Deckung Spitzenlast durch bestehende Gaskessel im Förderzentrum (630 kW) sowie in der Berufs- und Realschule (1.470 kW)

 

Wärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule

-          Holzhackschnitzelkessel in der Kunigundenschule mit ca. 800 kW

-          Holzhackschnitzelbunker in der Kunigundenschule

-          Bestehendes Blockheizkraftwerk im CJT Gymnasium (60 kW thermisch)

-          Pufferspeicher im CJT Gymnasium

-          Deckung Spitzenlast durch bestehenden Gaskessel in CJT Gymnasium (1.900 kW)

 

Ein Verbund der beiden Wärmenetze wäre technisch möglich. Ist aber weder aus energetischen, wirtschaftlichen oder betrieblichen Gründen sinnvoll.

 

 

Versorgung Freie Träger

Die Versorgung der Freien Träger kann aus dem Wärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule erfolgen.

 

Hierzu wurden drei Ausbauvarianten betrachtet:

 

Freie Träger – Große Lösung

Versorgung aller Freien Träger (bis einschl. TV 1877):
Dafür ist eine insgesamt ca. 1.400 m lange Leitungstrasse erforderlich. Die Wärmebelegung (= durchschnittliche jährliche Wärmedurchleitung je Meter Trasse) ist allerdings mit ca. 1000 kWh/a/m sehr niedrig. Für einen wirtschaftlichen Betrieb wird von fachlicher Seite (TFZ, Carmen e.V.) mindestens 1.500 kWh/a/m empfohlen. Durch die geringe Wärmebelegung beträgt der Wärmeverlust ca. 20 % in diesem Bereich.

 

Freie Träger – Kleine Lösung

Versorgung Freie Träger südliche Daschstraße (Lebenshilfe Wohnstätte, Montessori Grund- und Hauptschule, Lebenshilfe Betreuungszentrum sowie städtische Kindergarten und Kinderhort):
Aufgrund des geringeren Wärmebedarfs kann die interne Leitung im CJT Gymnasium genutzt werden, was die Kosten für die Trasse deutlich vermindert. Allerdings ist auch für diesen Bereich die Wärmebelegung mit 1.000 kWh/a/m ebenfalls gering.

 

Anschluss Lebenshilfe Wohnstätte

Versorgung Lebenshilfe-Wohnstätte:
Die Wohnstätte der Lebenshilfe kann über eine ca. 50 m lange Trasse an das Gymnasium angeschlossen werden und somit in den Wärmeverbund integriert werden.
Die Lebenshilfe muss noch im Sommer 2012 in eine neue Heizung investieren, da die bestehende Heizungsanlage veraltet und unterdimensioniert ist. Ein Anschluss an den Wärmeverbund würde sich deshalb anbieten. Die Wärmeversorgung müsste allerdings bereits ab dem Herbst 2012 gewährleistet sein. Es würde deshalb auch geprüft, ob eine Versorgung aus der bestehenden Anlage im CJT Gymnasium erfolgen kann. Dies ist möglich und auch das Landratsamt hat sich bereit erklärt, die Versorgung bis zur Fertigstellung des Wärmeverbundes CJT Gymnasium / Kunigundenschule zu übernehmen. Hierbei ist allerdings die Stadt Lauf zwischenzuschalten, da der Landkreis Dritte nicht mit Wärme versorgen darf.

 

 

Begründung des Konzepts

Das dargestellte Konzept hat nachfolgende Vorteile und empfiehlt sich deshalb für eine Umsetzung:

 

-          Berücksichtigung und Einbindung bestehender Gebäude und technischen Anlagen.

-          Mit zwei Biomasseheizungen wird hoher Biomasseanteil erreicht, ohne in teure Ausrüstungen (z.B. Elektrofilter) investieren zu müssen, was bei einem zentralen Heizwerk der Fall gewesen wäre.

-          Das Anlagenkonzept ist bezüglich Investitionen und Betrieb kostenoptimiert.

-          Der Wärmeverbund Bitterbachhalle, Förderzentrum, Berufs- und Realschule betrifft nur Objekte des Landkreises, somit kann hier der Landkreis völlig eigenständig handeln.

-          Für den Wärmeverbund CJT Gymnasium /Kunigundenschule ist eine Vereinbarung zwischen Landkreis und Stadt über Bau und Betrieb notwendig. Vorgeschlagen wird, dass die Stadt als Bauherr der Anlage und Betreiber in Erscheinung tritt und der Landkreis entsprechend dem Wärmebezug anteilig die Kosten übernimmt. Damit wäre die Voraussetzungen für eine BioKlima-Förderung (nur ein Antragsteller für eine Anlage) geschaffen und gleichzeitig auch die Möglichkeit eröffnet, Dritte mit Wärme zu versorgen (die Stadt darf im Gegensatz zum Landkreis Dritte mit Wärme beliefern).

 

 

Investitionskosten

Die Kosten wurden durch den Fachplaner in folgender Höhe ermittelt:

 

Wärmeverbund Bitterbachhalle, Förderzentrum, Berufs- und Realschule:

Heizzentrale mit Bunker:           648.500 €

            Leitungsnetz:                            290.500 €

            Gesamt                                    939.000 €

 

Wärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule

            Heizzentrale mit Bunker:           690.000 €

            Leitungsnetz:                            233.000 €

            Gesamt                                    923.000 €

 

Die Verbindung beider Netze würde zusätzlich ca. 160.000 € kosten.

 

 

Die Kostenteilung beim Wärmeverbund CJT Gymnasium und Kunigundenschule sollte anhand des Wärmebedarfes erfolgen.

Gesamtwärmebedarf:   2.119.000 kWh

CJT Gymnasium (Landkreis):   1.392.000 kWh      entspricht 65,7 %

Kunigundenschule (Stadt):                      727.000 kWh      entspricht 34,3 %

 

Daraus würde sich ein Anteil der Stadt von ca. 316.600 € an den Gesamtinvestitionen ergeben.

 

Die Städtischen Werke Lauf haben ein Angebot unterbreitet, das Leitungsnetz für die Wärmeverteilung zu errichten und zu betreiben. Dafür müsste 50 % der Baukosten im Voraus als Baukostenzuschuss und ein monatliches Netznutzungsentgelt gezahlt werden. Das Netznutzungsentgelt basiert auf einer 10-jährigen Abschreibung und den Betriebskosten.

 

Entsprechend würde sich die Kosten für den Wärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule darstellen:

Heizzentrale mit Bunker:           690.000 €

            Baukostenzuschuss Netz          116.500 €

            Gesamt                                    806.500 €

            Jährliches Netznutzungsentgelt: 19.000 €

 

Damit betrüge der Anteil der Stadt ca. 276.600 € an den Investitionen und ca. 6.500 € an dem jährlichen Netznutzungsentgelt.

 

 

Förderung

Zusätzlich ist zu berücksichtigen dass nach derzeitiger Rechtslage eine Förderung der Holzhackschnitzelheizung mit dem bayrischen Förderprogramm „BioKlima“ sowie dem „Marktanreizprogramm des Bundes zur Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbaren Energien“ möglich ist.

 

BioKlima:

Basiert auf der CO2-Vermeidung in 7 Jahren.

Bei einem Biomasseanteil von 80 % würde sich im Wärmeverbund CJT Gymnasium / Kunigundenschule eine Förderung von ca. 71.000 € ergeben.

 

Marktanreizprogramm Bund:

Förderung Kessel: ca. 27.000 €

Förderung Netz: ca. 19.200 €

Förderung Übergabestationen: 3.600 €

Summe Marktanreizprogramm Bund: ca. 49.800 €

 

Entsprechend würden sich damit die Anteil der Stadt an den Gesamtinvestitionen auf ca. 275.000 € bzw. bei der Errichtung des Netzes durch die Städtischen Werke auf ca. 239.000 € und einem jährlichen Netznutzungsentgelt von ca. 5.900 € vermindern.

 

 

Investitionskosten für Freie Träger

 

Freie Träger – Große Lösung

Für die Freien Träger sind bei einer Versorgung aller Objekte zusätzlich Investitionen von insgesamt 1.352.000 € erforderlich. Die sich aufteilen auf:

Lebenshilfe Wohnstätte                                   122.000 €

Montessori Haupt- und Grundschule                195.000 €

Lebenshilfe Betreuungszentrum            206.000 €

Kindergarten / Kinderhort                                 75.000 €

Montessori FOS                                             345.000 €

THW                                                                64.000 €

geplante Sporthalle                                            50.000 €

TV 1877                                                         295.000 €

 

Wobei diese Kosten den Anschluss aller Objekte unterstellt. Sollten einzelne Freie Träger sich nicht anschließen, würden sich die Kosten für die anderen erhöhen.

 

Freie Träger – Kleine Lösung

Bei einer Ausbau nur für die Freien Träger im südlichen Bereich der Daschstraße fallen Kosten von 516.000 € an.

Die Aufteilung auf die vier Nutzer stellt sich folgendermaßen dar:

Lebenshilfe Wohnstätte                                     85.000 €

Montessori Haupt- und Grundschule                156.000 €

Lebenshilfe Betreuungszentrum            177.000 €

Kindergarten / Kinderhort                                 98.000 €

 

Anschluss Lebenshilfe Wohnstätte

Sollte nur die Lebenshilfe Wohnstätte an den Wärmeverbund CJT Gymnasium und Kunigundenschule angeschlossen werden, beliefen sich die Kosten hierfür auf ca. 80.000 €.

 

Die Berechnungen der Netzentgelte für die Freien Träge zeigen allerdings, dass zum derzeitigen Zeitpunkt kein wirtschaftliches Angebot für die Wärmeversorgung der Freien Träger gemacht werden kann.

Die Gründe sind:

-          hohe Wärmeverluste im Netz (größer 20 %)

-          geringe Wärmebelegung (ca. 1000 kWh/a/m)

-          hohe Netzentgelte durch geringe Abschreibungsdauer (10 Jahre gemäß Angebot StWL, die VDI-Richtlinie 2067 sieht 25 Jahre vor).

 

Zu empfehlen ist lediglich der Anschluss der Lebenshilfe Wohnstätte. Hier sind bei einer Wärmebelegung von ca. 3.000 kWh/a/m die Kosten vertretbar und eine wirtschaftliche Versorgung möglich. 

 

Ein Anschluss eines Teiles der anderen Objekte von den Freien Trägern ist bei entsprechender Gestaltung der Trasse bis zur Lebenshilfe Wohnstätte zu einem späteren Zeitpunkt möglich, so dass für die Zukunft alle Optionen offen stehen.