Allgemeines:

Durch Herrn M. Selim Kartal, dem Generalkonsul der Republik Türkei in Nürnberg, wurde der Stadt Lauf vor einigen Wochen eine weitere Städtepartnerschaft angetragen. Dabei handelt es sich um die in der Westtürkei gelegene Stadt Ayvalik.

Der Stadt Lauf wurden damit in den letzten Jahren immer wieder Städtepartnerschaften in die Türkei angeboten. In der Vergangenheit wurden aber weitere Partnerschaften immer wieder mit dem Hinweis abgelehnt, sich auf die bestehenden Partnerschaften konzentrieren zu wollen. Aufgrund des Vertragschlusses mit der griechischen Stadt Drama im April 2008 war ein erneuter Antrag jedoch zu erwarten, da in Lauf ebenfalls eine sehr große türkische Gemeinde beheimatet ist. Bereits letztes Jahr wurde Herr Meier vom Verein Funakoshi angeblich bei einem Karateturnier in Istanbul durch einen Stadtteil von Istanbul angesprochen, die Interesse an einer Partnerschaft mit Lauf äußerten.

Frau Mimaroglu, die unter anderem seit Jahren immer wieder als Dozentin für die VHS tätig war, wurde deshalb gebeten, hier ein wenig bei türkischen Freunden zu recherchieren. Die Informationen wurden eingearbeitet.

A y v a l i k:

Ayvalik ist eine kleine Kreisstadt mit 33.000 Einwohnern in der Provinz Balikesir an der ägäischen Küste gelegen. Sie liegt 150 km nördlich von Izmir und gegenüber der griechischen Urlaubsinsel Lesbos.

Sie schaut auf eine lange, wechselhafte Geschichte zurück. Bereits 1500 v.C. wurde die Region besiedelt und stand unter der Herrschaft von Lydiern, Persern, Griechen und dem römischen Reich. Die Stadt selbst wurde 1623 von vertriebenen ottomanischen Griechen gegründet und ist deshalb bis heute optisch griechisch geprägt, was sich auch gerade in der Bausubstanz vieler alter erhaltener Gebäude zeigt.

Im Laufe der Jahre wurde der Name öfters gewechselt (z.B. Cisthana, Cisthena, Tailiani und Kydonia)

Nachdem die Region endgültig unter osmanische Herrschaft kam, hat die Stadt später einen Sonderstatus erhalten als unabhängige griechische Stadt im osmanischen Reich. Dies geht darauf zurück, dass die Stadt mit ihrem orthodoxen Priester dem in der Seeschlacht von Cesme geschlagenen, späteren Großwesir Hasan Pascha, und seinen Männern auf ihrem Heimweg geholfen hat.

Ayvalik kam als Handelszentrum zu Wohlstand. Viele europäische Staaten hatten hier Konsulate eingerichtet.

In der modernen Türkei erhielten Cunda und Ayvalik die ersten städtischen Ratsversammlungen, noch 6 Jahre vor Istanbul.

Nach dem Vertrag von Lausanne wurde die Bevölkerung 1923 ausgetauscht. Angesiedelt wurden ausschließlich Türken, die vorher meist auf Kreta, Lesbos und dem Balkan wohnten. Deshalb sprechen auch heute noch sehr viele Bürger griechisch, dass sie von ihren Vorfahren lernten. Sie werden auch heute noch oft „Kreter“ genannt. Die Region wird auch gerne von griechischen Touristen besucht.

Im Stadtbild und der Region finden sich noch viele alte orthodoxe Kirchengebäude, die heute Moscheen oder Museen sind, und es gibt noch viele Gassen mit recht gut erhaltenen griechischen Bürgerhäusern, die noch von der Blütezeit im 19 Jahrhundert zeugen.

Das heutige Ayvalik ist eine mediterrane Küstenstadt mit kleinem Hafen, regenreichen Wintern und heißen, trockenen Sommern. Sie hat einen Hafen der nicht nur als Touristenattraktion dient, sondern immer noch vielen Einheimischen ihr tägliches Brot verdienen lässt. Der fangfrische Fisch landet in den vielen Lokalen. Die Region verfügt über viele Inseln, eine große heißt Cunda, und lange Strände. Man findet überall Olivenbäume und Kiefernwälder. Die Oliven bildeten in der Vergangenheit gemeinsam mit der Lederproduktion lange die Haupteinnahmequellen der Stadt. Auch heute noch geniest das Olivenöl weltweit einen hervorragenden Ruf (Qualität). In den gewundenen Gässchen findet man noch einige Ölpressen und zur Erntezeit duftet die ganze Stadt nach frisch gepresstem Olivenöl. Die vielfältige Geschichte schlägt sich auch in einer eigenen „Küche“ nieder.

Man ist stolz auf das Meer, in dem es viel unter Wasser zu entdecken gibt (Tauchregion). In unmittelbarer Nähe ist die Insel Ali Bey (findet sich in vielen Hotelnamen wieder) mit griechischen Häusern, Klöstern und der ehemaligen St. Nikolas- Kathedrale zu erreichen, die größte Insel des Archipels, die ebenfalls das Wassersportgebiet bereichert. Dementsprechend nimmt der Tourismus einen hohen Stellenwert ein, für den ebenso viele kleinere Gästehäuser zur Verfügung stehen neben den vielen neueren und größeren Hotels, vor allem im Westen der Region. Im Internet kann hier in einem größeren Angebot ausgesucht werden.

Ebenfalls mit einem Damm zum Festland verbunden ist der „Seytan Sofrasi, der Teufelstisch“, der seinen Namen angeblich von einem Fußabdruck des Teufels im Fels hat.

Es gibt einen Naturpark mit 725 verschiedenen Pflanzensorten, von denen einige regional endemisch sind und einige für die Türkei.

Ayvalik liegt zwischen den antiken Zentren von Pergamon, Assos und Troja und ist somit idealer Ausgangspunkt für historische Ausflüge.

Im Rahmen der Recherche konnte in Erfahrung gebracht werden, dass die Region auch in Lauf öfters als Urlaubsziel gebucht wird. Die Kommentare klangen sehr positiv. Die Gäste waren von der Landschaft und der Stadt sehr angetan. Es gibt die Möglichkeit Einiges zu besichtigen und zu entdecken, durch eine schöne Altstadt zum bummeln und Strände, um  zum zu erholen. Allerdings gibt es bislang noch keinen Flughafen für einen Direktflug. Dieser ist in Izmir (Fahrzeit bis zu 2 Stunden) oder in Lesbos, von wo aus dann mit der Fähre übergesetzt werden kann (Fahrzeit ca. 2 Stunden) oder über Istanbul. In der türkischen Laufer Bevölkerung gibt es allerdings nur vereinzelt Bürger, die aus Ayverlik stammen. Ein historischer Bezug zur Stadt kann daher nicht hergestellt werden. Auch wirtschaftliche Verbindungen konnten nicht festgestellt werden. Einzig die touristischen Besuche einiger Bürger stellen bisher eine Verbindung her. Vergleichbar sind die Größe der Stadt und das Vorhandensein eines alten Stadtkerns.

Uns wurde ein Film von knapp 25 Minuten über die Stadt zur Verfügung gestellt.

Einige Fotos als Eindruck von Ayvalik: