Betreff
700. Geburtstag Kaiser Karl IV. mit Bayerisch-Tschechischer Landesausstellung im Jahr 2016,
- Vorstellung der Planungen des Begleitprogramms
- Antrag des Stadtratsmitglieds Herrn Georg Schweikert zu den Veranstaltungen zum Jubiläum 2016
Vorlage
BdB/001/2015
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Kultur- und Sportausschuss empfiehlt dem Stadtrat:

 

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, das vorgestellte Begleitprogramm anlässlich des 700. Geburtstags Kaiser Karl IV. und der bayerisch-tschechischen Landesausstellung 2016, sowie die Projektzusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern, dem Bezirk Mittelfranken, der Europäischen Metropolregion Nürnberg, dem Landkreis Nürnberger Land, dem Haus der Bayerischen Geschichte, sowie den Partnergemeinden entlang der Goldenen Straße weiter voranzubringen und zu verwirklichen

 

  1. Weiterhin wird die Verwaltung beauftragt, entsprechende Einnahmen und Fördermöglichkeiten zu prüfen.

 

  1. Der Kultur- und Sportausschuss ist in den nächsten Sitzungen über den aktuellen Stand der Planungen zu informieren.

 

 

 

1.)    Karl IV. und die Landesausstellung

Karl IV., getauft als „Wenzel“, wurde am 14. Mai 1316 in Prag geboren. Nachdem er die Jugendzeit in Paris verbracht hatte, begann mit der Regentschaft in Böhmen Karls Weg zum Königtum. Durch kluge politische Handlungen, vorteilhafte Eheschließungen und Tauschgeschäfte sorgte er für Frieden und festigte seine Herrschaft. Im Jahr 1349 wurde Karl zum König von Böhmen und 1355 schließlich zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt.

 

Kaiser Karl IV. hatte – vor allem in den Jahren zwischen 1353 und 1373 – auch großen Einfluss auf Lauf. Besonders hervorzuheben sind die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1355, sowie viele Gebäude und Einrichtungen, die die Stadt noch bis heute prägen. Das mächtigste und auch imposanteste Bauwerk stellt hier wohl die Laufer Kaiserburg mit ihrem eindrucksvollen Wappensaal dar.

 

 

2.)    Die Landesausstellung in Lauf a.d.Pegnitz

Die 700-jährige Wiederkehr des Geburtstages von Kaiser Karl IV. war deshalb auch Anlass die erste bayerisch-tschechische Landesausstellung in Zusammenarbeit mit dem Haus der Bayerischen Geschichte, dem Germanischen Nationalmuseum und der Nationalgalerie in Prag auf den Weg zu bringen. Der entsprechende Kooperationsvertrag wurde am 06. März 2015 in Nürnberg unterzeichnet. Die Landesausstellung wird zunächst vom 14.05.2016 – 25.09.2016 in Prag und vom 20.10.2016 – 05.03.2017 in Nürnberg zu sehen sein.

 

Von der Landesausstellung direkt wird auch die Stadt Lauf a.d.Pegnitz profitieren, da der Freistaat Bayern seine Ankündigungen bezüglich der Sanierungs- und Ausbauarbeiten in der Laufer Kaiserburg weiter voranbringt. Damit wird auch die Grundlage für ein breites Begleitprogramm geschaffen.

 

Seitens der Stadt Lauf hat man sich - nach dem Aufruf der Regierung an alle Städte und Gemeinden entlang der Goldenen Straße - hierzu bereits im Vorfeld Gedanken gemacht und entsprechende Vorbereitungen getroffen. Insbesondere wurde eine Projektgruppe aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung installiert, die alle relevanten Bereiche abdeckt.

 

Um die Planungen aktiv voranzubringen war die Verwaltung auch auf der Suche nach entsprechenden Partnern, die sich ebenfalls mit den Themen „Kaiser Karl IV.“ und der „Goldenen Straße“ beschäftigen. So wurde durch das Stadtarchiv eine Arbeitsgruppe „Goldene Straße“ ins Leben gerufen. Diese besteht u.a. aus den beiden Vorsitzenden des Fördervereins „Goldene Straße“, den Kulturpartnern Bayreuth, dem Stadtarchiv und dem Leiter der Projektgruppe. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, überregionale „Leuchtturmprojekte“ zu finden, diese dann gemeinsam zu vermarkten und gemeinsam entsprechende Förderanträge z.B. an den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds zu stellen. Weiterhin ist die Verwaltung in Kontakt mit der Europäischen Metropolregion Nürnberg und dem Landkreis Nürnberger Land, die sich ebenfalls in dieses wichtige Thema einbringen wollen.

 

Zur Ideenfindung für mögliche Veranstaltungen wurden seitens der Stadt zwei Workshops abgehalten, zu denen Teilnehmer aus Laufer Institutionen, Handel, Gastronomie, Kunst, Gewerbe etc. eingeladen wurden. Zeitgleich wurden auch alle Laufer Vereine und Bildungseinrichtungen angeschrieben und um Ideen für das Jubiläumsjahr 2016 gebeten. Die Resonanz hierauf war enorm, so dass über 70 verschiedene Vorschläge bei der Stadtverwaltung eingingen.

 

Weiterhin wurde seitens des Bürgermeisters der Kontakt zu Stiftungen, Sponsoren und weiteren Förderern gesucht.

 

 

3.)    Begleitprogramm im Jahr 2016 in Lauf a.d.Pegnitz

Die eingegangenen Veranstaltungsvorschläge wurden durch die Projektgruppe ausgewertet, um ein mögliches Begleitprogramm für die Landesausstellung im Jahr 2016 zu erarbeiten. Bei der Erstellung des Veranstaltungskalenders sollten Veranstaltungen des Begleitprogramms vor allem nicht mit bereits jährlich wiederkehrenden Laufer Veranstaltungen in Konkurrenz treten. Zudem wurde der Antrag von Stadtratsmitglied Georg Schweikert (Anlage 1) bezüglich einer „Langen Laufer Kulturnacht“ aufgegriffen. Um die Planungen weiter voranbringen zu können, möchte die Verwaltung den erarbeiteten Vorschlag nun dem Kultur- und Sportausschuss zur weiteren Empfehlung an den Stadtrat vorstellen.

 

 

3.1) Lange Laufer Kulturnacht:

Die „Lange Laufer Kulturnacht“ greift den Vorschlag des angesprochenen Antrags auf. Im Rahmen dieser Kulturnacht könnten eine Vielzahl von Vorschlägen gebündelt werden. Dies würde die Organisationsarbeit innerhalb der Stadtverwaltung wesentlich vereinfachen. Im Rahmen einer solchen Kulturnacht wären vorstellbar:

 

 

Ø  Kulturprogramm in Veranstaltungsräumen

·                    Musikprogramm in der Laufer Musikschule

·                    Lesungen in der Laufer Stadtbücherei

·                    Kulturprogramm im Industriemuseum

·                    Kunstausstellungen im ehemaligen Pfründnerhaus (Spital)

·                    Konzerte im Hof des Stadtarchivs

·                    Veranstaltungen im PZ-Kulturraum

·                    Veranstaltungen im Stadtarchiv

·                    Führungen durch die Laufer Kaiserburg

 

 

 

 

 

Ø  Beispiele für Programmeinlagen von Vereinen und Organisationen

·               Musikprogramm

·                Tanzvorführungen, Backen, böhmische Spezialitäten

·               Standkonzert am Schloßplatz / Turmblasen

·               Gemeinsames Konzert mit tschechischen Chören

·               Filmvorführungen

·               Trödelmarkt

·               Längere Öffnungszeiten der Geschäfte

 

 

Ø  Illumination der Laufer Kaiserburg

Als besonderer Höhepunkt dieser Kulturnacht wurde der Vorschlag des Antrags – der auch in den Workshops bereits eingebracht wurde – der Illumination der Laufer Kaiserburg aufgegriffen. Mit entsprechenden Agenturen, die derartige Gebäudebeleuchtungen anbieten, wurde bereits unverbindlicher Kontakt aufgenommen. Die Illumination der Burg könnte ein „Highlight“ der Kulturnacht darstellen, sowie in Folge danach angeboten werden.

 

 

3.2) Klassik-Open-Air der Nürnberger Symphoniker

 

Durch die Sparkasse Nürnberg wäre die Möglichkeit eines Klassik-Open-Air-Konzerts mit den Nürnberger Symphoniker gegeben. Als möglicher Veranstaltungsort wurde hier der Kunigundenberg und zeitlich die ersten beiden Wochenenden nach dem Kunigundenfest gewählt. Zeitpunkt und Örtlichkeit wurden seitens der Projektgruppe deshalb favorisiert, da unmittelbar nach dem Kunigundenfest die gesamte Bestuhlung am Reigenplatz noch vorhanden ist und durch den Biergarten am Berg auch die Verpflegung bereits gesichert wäre. Es finden derzeit entsprechende Planungsgespräche statt.

 

 

3.3) Programmpunkte des Stadtarchivs Lauf

 

Trotz der Tatsache, dass sich die bayerisch-tschechische Landesausstellung mit der Thematik „Kaiser Karl IV.“ beschäftigt, wird die Stadt Lauf mit einem Ausstellungsprojekt im Jubiläumsjahr nicht in fachliche Ergänzung zu den beiden Städten Prag und Nürnberg auftreten.

 

In Lauf soll ein anderes, nicht minder wichtiges historisches Thema zukunftsweisend aufgeblättert werden und einem jungen Publikum zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig sollen die bestehenden und zukünftigen kulturellen Verbindungen beider Nachbarländer gefeiert werden.

 

Allein bis 1946 nahm der Landkreis Lauf 10163 Heimatvertriebene aus den Gebieten der heutigen Tschechischen Republik auf. 1947 gründete sich eine Kreisgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft Lauf a.d. Pegnitz, aus der Untergruppierungen der „Sudetendeutschen Jugend“ und ein „Sudetendeutscher Volkstanzkreis“ erwuchsen.

 

 

3.3.1) Ausstellung

 

Von ca. Mitte Mai bis Oktober soll im Vorfeld der Landesausstellung in Nürnberg und parallel zur Landesausstellung in Prag eine Kunstausstellung des Stadtarchivs Lauf / Städtische Sammlungen im ehemaligen Pfründnerhaus (Haus St. Leonhard) stattfinden.

 

Im Zentrum der Ausstellung steht die von Jaroslav Rudiš entwickelte Kunstfigur des Fahrdienstleiters Alois Nebel, der den Mikrokosmos seines Lebens um den kleinen Bahnhof des abgelegenen Ortes Bilý Potok an der tschechisch-polnischen Grenze – dem ehemaligen Sudetenland - entfaltet. Rudiš macht aus ihnen die Helden einer bislang in zwei Bänden erschienenen „graphic novel“ (Comicroman) Zu Alois Nebel gehören die weiteren Einwohner des Ortes, die sich in der Bahnhofskneipe treffen und die Rudiš mit dem typisch tschechischen Humor eines Schweijk entwickelt. Aber auch die Schatten der Vergangenheit gehören zu „Alois Nebel“ wenn er die Züge der Vergangenheit voller Vertriebener in traumatisierten Momenten am Bahnhof vorbeifahren sieht.

 

Der 1972 geborene Journalist Jarosalv Rudiš lebt in Prag und ist Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor. Die Geschichte um Alois Nebel wurde 2011 vom Regisseur Tomás Luňák als Animationsfilm verwirklicht und 2012 mit dem Europäischen Filmpreis/Bester Animationsfilm ausgezeichnet.

 

In Lauf sollen großformatige Auszüge aus dem Comic gezeigt werden. Geplant ist, noch ein bis zwei weitere Künstler der blühenden „graphic novel“ Szene der Tschechischen Republik mit auszustellen, die sich thematisch und stilistisch in den Zusammenhang einfügen.

 

 

3.3.2) Zeitzeugenprojekt „Sudetendeutsche Flucht und Vertreibung“

 

Gemeinsam mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Kreisgruppe Nürnberger Land  plant das Stadtarchiv Lauf ein Zeitzeugenprojekt. Ein einführender Vortrag im Mai, der die Geschichte der Sudetendeutschen im Nürnberger Land – hier besonders in der Stadt Lauf – behandelt, steht im Mai am Anfang des Projekts und soll die Erlebnisgeneration dazu einladen, sich ihrer Erinnerungen und deren Wichtigkeit für die europäische Geschichte und vor allem für die Geschichte des Landkreises und der Stadt Lauf  bewusst zu machen. Regelmäßige Treffen dieser Zeitzeugen während der Ausstellungsdauer sollen unterschiedliche Aspekte von Flucht und Vertreibung behandeln und in einem Erfassungsprojekt für das Stadtarchiv nachhaltig bewahren.

 

Hierzu wird mit Hilfe der moderierten Treffen und der Niederschrift der biografischen Ereignisse als Einzelschicksale eine „Bibliothek der Sudetendeutschen“ im Landkreis Nürnberger Land für das Stadtarchiv Lauf entstehen.

 

 

3.3.3) Weitere Einzelveranstaltungen

 

Begleitend zur Ausstellung sollen Autorenlesungen tschechischer und deutscher Schriftsteller stattfinden.

 

Hier ist gedacht an den Autor der „graphic novel“ Jaroslav Rudiš, dessen Familie selbst mit dem Thema der Flucht und Vertreibung zu tun hat, was in Buch und Film „Alois Nebel“ eingeflossen ist.

 

Aber auch fränkische Autoren, die als kulturelle „Grenzgänger“ zwischen fränkischer und tschechischer Kultur wandern und vermitteln, sollen zu Wort kommen. Gleichzeitig soll der Animationsfilm von Tomás Luňák an verschiedenen Terminen im Innenhof des Spitals im Rahmen eines Open-Air-Kinos gezeigt werden

 

 

 

 

 

 

3.3.4) Lange Nacht der tschechischen Kultur

 

An einem Wochenende sollen der Innenhof des Spitals und die Ausstellungsräume ganz im Zeichen der jungen tschechischen Kultur stehen.

 

Geplant sind Auftritte verschiedener Bands der äußerst bunten Szene tschechischer Musikclubs.

 

Dem wird sich auch das Catering anpassen. Neben dem Verkauf tschechischer und Laufer Biere und anderer typisch fränkisch-tschechischen Köstlichkeiten wie Langoš, Třydelnik und bspw. „Bratwurstweckla“ würden sich Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft um Herstellung und Verkauf der aus ihrer Heimat stammenden Liwanzen und traditionell böhmischer Kuchen kümmern.

 

Die Autorenlesungen, Filmvorführungen und die „tschechische Kulturnacht“ können sowohl eigenständig und / oder auch als Teil der bereits angesprochenen „Langen Laufer Kulturnacht“ veranstaltet werden.

 

 

3.3.5) Wissenschaftliches Symposium

 

Unter dem Titel „Nürnberg und die Luxemburger – von Karl IV. bis Sigismund“ plant das Stadtarchiv Nürnberg in Kooperation mit dem Stadtarchiv Lauf im Juni ein öffentliches, internationales Symposium. Zielgruppe der wissenschaftlichen Veranstaltung sind Fachleute und interessierte Laien.

 

Den Auftakt der dreitägigen Veranstaltung soll in Nürnberg ein Festvortrag mit Abendempfang bilden. Am zweiten Tag folgen Vorträge und Diskussionen im Tagungsort Nürnberg.

 

Zum Abschluss soll an Tag 3 eine wissenschaftlich begleitete Exkursion nach „Neu-Böhmen“ sowie ein Empfang in der Laufer Kaiserburg stattfinden, in dessen Rahmen auch der Wappensaal besichtigt werden soll.

 

 

3.3.6) Schwertkampf

 

Unter dem Motto " Erziehung durch Europäische Kampfkunst Schwertkampf - Was wir heute vom Mittelalter lernen können“ soll eine Einführung für Kinder- und Jugendliche in die mittelalterliche Kampfkunst mit Bogenschießen, Schwertkampf und Selbstverteidigung im Spitalhof/Burghof geboten werden.

 

Am Abend soll in der Spitalscheune ein Vortrag für Eltern, Lehrer und Erzieher und alle Interessierten stattfinden. Ausgehend von der Erziehung adeliger Söhne im Mittelalter soll der Nutzen historischer Kampfkunst für unsere Zeit thematisiert werden.

 

 

 

3.4) Hämmernkirchweih mit mittelalterlichem Burgfest

 

Ursprünglich wurde in den Workshops und in der Projektgruppe ein mehrtägiger Mittelaltermarkt ins Auge gefasst. Anstelle dieses Marktes wird jedoch jetzt die auch im Antrag angesprochene „Lange Laufer Kulturnacht“ favorisiert.

 

Die Idee, die Hämmernkirchweih im September noch attraktiver zu gestalten, sollte jedoch weiterhin verfolgt werden. So wäre es vorstellbar, im Rahmen der Hämmernkirchweih ein mittelalterliches Burgfest (z.B. im Bereich Wasserbrücke / Johannisstraße) zu organisieren.         

 

 

3.5) Weitere, mögliche Veranstaltungen bzw. Programmpunkte

 

In den Workshops wurden noch zahlreiche weitere Ideen für Veranstaltungen bzw. Programmpunkte eingebracht. Dies wären z.B.:

 

·         Veranstaltungen im Industriemuseum, insbesondere Gewerbeschau

·         Sonderbriefmarke bzw. Sonderstempel

·         Wappenheft

·         Stelen zum Thema Kaiser Karl IV.

·         Preisausschreiben

·         Laufer Märchentage mit dem Motto „Entlang der Goldenen Straße“

·         Diverse Sportveranstaltungen

·         Bayerisch-Tschechischer Jubiläumsmarathon

 

Derartige Veranstaltungsvorschläge würde die Verwaltung direkt mit den jeweiligen Ideengebern abstimmen. Die entsprechende Organisation und Durchführung wird dabei vom Veranstalter selbst getragen.