Beschlussvorschlag:
Der Stadtrat beschließt:
Die Wiederinbetriebnahme historischer Anlagen im Industriemuseum zur Stromerzeugung wird abgelehnt.
Die Verwaltung wird beauftragt, die Errichtung einer Wasserkraftschnecke am
linksseitigen Ufer der Pegnitz am Wehr II weiter zu verfolgen.
Anlagen:
- Antrag der SPD
- Stellungnahme Museum (bebildert)
Stellungnahme der Verwaltung
Grundsätzlich fördert die Stadt Lauf den Einsatz erneuerbarer Energien seit Jahren.
Es ist neben der Energieeinsparung und dem Einsatz effizienter Technik ein Baustein für eine nachhaltige Energieversorgung.
Deshalb bemüht sich die Stadt Lauf seit einigen Jahren darum auch die Wasserkraft auf der linken Seite der Pegnitz am Wehr II (Pegnitztherme) zur Stromerzeugung zu nutzen.
Aufgrund der schwer darzustellenden Wirtschaftlichkeit von Anlagen < 100 kW wurde auf die robuste und effiziente Technik einer Wasserkraftschnecke gesetzt.
Die vorhandene Wassermenge und Fallhöhe der Pegnitz am Wehr
II ermöglichen nach Abzug der Wassermenge für eine neu zu errichtende Fischtreppe
und die gelegentliche museale Nutzung der Anlagen im Industriemuseum den
Betrieb einer 70 kW Anlage, die jährlich ca. 500.000 kWh (ca. 200 Haushalte)
erzeugen kann.
Anlagen dieser Größenordnung werden vor allem durch die Fischereifachbehörde
sehr kritisch gesehen, da der ökologische Schaden durch behinderte
Fischwanderung und erhöhte Mortalität bei Fischen für die Behörde schwerer
wiegt als der Umweltaspekt einer nachhaltigen Energieerzeugung.
Trotz schwieriger Randbedingungen wurde bereits im Jahr 2013 erstmals ein Antrag auf Errichtung einer Wasserkraftschnecke beim Landratsamt Nürnberger Land eingereicht und zwischenzeitlich mehrfach ergänzt bzw. komplett neu erstellt.
Das Stadtbauamt ist in Kontakt mit dem Landratsamt bezüglich
geänderter gesetzlicher Rahmenbedingungen. Eine Genehmigung ist derzeit noch
nicht abschätzbar.
Das Stadtbauamt empfiehlt dennoch, die Errichtung einer neuen
Wasserkraftschnecke, deren Betrieb sich zumindest einigermaßen wirtschaftlich
darstellen lässt weiter zu Verfolgen.
Das derzeitige Museumskonzept zielt darauf ab, das
Alleinstellungsmerkmal des Industriemuseums, die sog. In-situ-Situation (Gebäude im Originalzustand am Originalstandort
inkl. historischer Einrichtung) hervorzuheben.
Der hohe Grad an Authentizität wird vor allem dadurch erreicht, dass soweit
möglich auf klassisch museale Sicherungsvorkehrungen wie Absperrungen etc.
verzichtet wird, was den Besuchern die größtmögliche Nähe zu den Objekten
ermöglicht. Zu Vorführzwecken können ausgewählte Anlagen in Betrieb gesetzt
werden.
Die Wiederinbetriebnahme des historischen E-Werks erfordert einerseits bauliche Maßnahmen, die mit einen Eingriff in die historische Denkmalsubstanz und dem teilweisen Verlust derselben einhergehen (Umbau der Rechenanlagen, Erneuerung der Wasserräder, Generatoren und weiterer technischer Anlagen).
Andererseits müssen bewegliche Teile im Museum, insbesondere
Maschinen und Geräte, von denen ein gewisses Gefahrenpotential ausgeht,
grundsätzlich durch Absperrungen vor Besucherzugriff geschützt werden. Die
angestrebte Nähe von Besucher und Objekt geht hierdurch verloren.
Alternativ könnte die Sicherung durch Aufsichtspersonal erfolgen, was aber eine
erhebliche Aufstockung der personellen Ressourcen erfordert.
Fazit:
Die Wiederinbetriebnahme von historischen Anlagen zur Stromerzeugung scheint wirtschaftlich Sicht nicht darstellbar und aus dem konzeptioneller Ansatz des Museumsbetriebs heraus keinesfalls empfehlenswert.