Sehr geehrter Herr Altbürgermeister Pompl,

verehrte Frau Pompl,

liebe Familie Pompl,

sehr geehrte Mitglieder des Stadtrats,

liebe Gäste,

 

 

„Es ist leichter, ein Held zu sein, als ein Ehrenmann. Ein Held muss man nur einmal sein, ein Ehrenmann immer.“

 

Mit diesen Worten des italienischen Dichters Luigi Pirandello möchte ich Sie ganz herzlich zu unserer Sondersitzung begrüßen, in der heute die höchste Auszeichnung verliehen wird, die unsere Stadt zu vergeben hat.

 

Es ist etwas ganz besonderes, Ihnen, verehrter Herr Altbürgermeister, die Ehrenbürgerwürde zu verleihen, mit der der Stadtrat Ihre großen Verdienste und Ihr jahrzehntelanges Engagement für unser Lauf würdigt!

 

Mit einem gemeinsamen Antrag aller im Rathaus vertretenen politischen Parteien und Vereinigungen sowie meiner Stellvertreter und mir selbst, hat der Stadtrat am 21. Mai 2015 beschlossen, Ihnen die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Als Amtsnachfolger ist mir diese in der Laufer Stadtgeschichte sehr seltene Aufgabe übertragen, dies heute im Rahmen einer Sondersitzung zu vollziehen. Ich danke Ihnen, dass Sie der Einladung so zahlreich gefolgt sind.

 

36 Jahre haben Sie die Entwicklung der Pegnitzstadt entscheidend mitgeprägt, zunächst als Stadtrat und von 1979 bis 2008 als Erster Bürgermeister unserer Stadt.

 

Mit damals 34 Jahren, als einer der jüngsten Bürgermeister im Nürnberger Land angetreten, erwarben Sie sich durch Ihre vorausschauende Politik und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein innerhalb kurzer Zeit die Achtung und Wertschätzung der Lauferinnen und Laufer, die Ihnen auch bei den Wahlen 1984, 1990, 1996 und 2002 mit deutlicher Mehrheit ihr Vertrauen aussprachen.

 

Sehr geehrter Herr Altbürgermeister, es ist gibt landauf, landab im Rahmen von Ehrungen für aktive und ehemalige Bürgermeister immer wieder Stimmen, die derartige Würdigungen in Frage stellen: „Der hat doch seinen Job gemacht und das war ja kein Ehrenamt!“

 

Meine Damen und Herren, ich kann nicht beurteilen, welche Motivationen oder Hintergründe hinter einer solche Aussage liegen.

 

Ich kann Ihnen aber sagen, dass alle Menschen ein Recht auf Auszeichnungen und Ehrungen haben, ganz gleich, ob Haupt- oder Ehrenamt. Das zeigt auch die Geschichte der Stadt Lauf. Ob früher beispielsweise schon ein Bürgermeister, ein Amtsmann, ein Lehrer   oder ein Fabrikant in Lauf eine Ehrenbürgerwürde bekam; es ist Abbild verschiedener Gründe, Inhalte und Verdienste einer Persönlichkeit und eben nicht definiert über die Rolle oder die Funktion.

 

Als Jugendlicher beim Bund Naturschutz wollte ich mit anderen Gleichaltrigen Ehrungen beim größten Umweltschutzverband abschaffen. Ein entsprechender Antrag scheiterte auf einer Delegiertenversammlung kläglich. Seitdem ist mir als junger Mann die Bedeutung von Ehrungen klar geworden. Als Bürgermeister habe ich erfahren und lernen dürfen, welch große Bedeutung Ehrungen haben und wie wichtig diese sind für Menschen, die diese Ehrungen erhalten.
Ja, ich gehe noch weiter: Mir wird, je länger ich dieses Amt nun begleite, ob der Bedeutung klarer, was es heißt, tagtäglich in diesem sicher „schönsten aber ebenso sicher sehr anstrengendem Amt der Welt“ als Bürgermeister zu bestehen und dieses dann noch erfolgreich und – bei Ihnen – noch über so lange Zeit.

 

Zudem: Sie haben in Ihrer Zeit viel bewegt! Und darauf kommt es nämlich an! Erfolge messe ich nicht an den Grußworten und Debatten, sondern an den Taten und Ergebnissen.

 

Daher, Herr Altbürgermeister, schon jetzt herzlichen Glückwunsch!

 

Trotz einer Fülle an Aufgaben und Funktionen – neben Ihrem Bürgermeisteramt – waren Sie unter anderem auch im Bayerischen Gemeindetag, dem Städte- und dem Kreistag sowie dem Mittelfränkischen Städteverein und dem Rat der Metropolregion aktiv – blieben jedoch stets bei dieser Fülle von Aufgaben und Funktionen für die Lauferinnen und Laufer der ansprechbare Bürgermeister.

 

1999 formulierten Sie zur „Bürgernähe“ in einem Interview mit der Pegnitz-Zeitung einmal:

„Die Zusammenarbeit in einer Kommune funktioniert nicht in der Konfrontation, sondern nur im Miteinander. Deshalb müssen möglichst viele Menschen, die wollen, mitdiskutieren können, Ideen einbringen, Programme entwickeln.“ (Interview aus dem Jahr 1999)

 

Lauf hat in den fast drei Jahrzehnten Ihrer Amtszeit Modernisierungsschübe erfahren. Die Stadt hat an Attraktivität gewonnen – wohl auch, weil Sie Tradition und Moderne miteinander verbunden haben. Im Rahmen großer gesellschaftlicher und politischer Veränderungen, der Zeit Ende der 80er Jahre bis nach der Jahrtausendwende, haben Sie sich in Richtung Zukunft orientiert, andere dazu motiviert, diesen Weg zu gehen und dabei auch das Althergebrachte gepflegt und bewahrt.

 

Sie haben früh erkannt, was für eine kommunale Zukunft wichtig ist:

Erfolgreiche Politik vor Ort schafft Balance der gesellschaftlichen Bereiche „Wirtschaft“ „Soziales“, „Ökologie“ und „Kultur“.

Dazu wurde Ihnen immer wieder bescheinigt: Hohe Sachkunde und Kompetenz, gepaart mit Weitblick, Überzeugungskraft und Beharrlichkeit für Ihre Ziele.

 

Ihre Leistungsbilanz, so fasste der Regierungsvizepräsident von Mittelfranken, Dr. Eugen Ehmann, bei Ihrer Verabschiedung aus dem Amt des Ersten Bürgermeisters zusammen, könne sich sehen lassen – und auf alles einzugehen, was Sie während Ihrer politischen Laufbahn geschafft haben, wäre mehr als abendfüllend.

 

Die Liste der Projekte und Wegmarken, die eng mit Ihrem Namen verbunden sind und in Ihre aktive Zeit fallen, ist sehr lange und würde tatsächlich den Rahmen sprengen.

 

Aber:

Neben der Sanierung und Umgestaltung der historischen Altstadt lag Ihnen vor allem die Infrastruktur der Pegnitzstadt am Herzen, aber auch der damals sehr umstrittenen Bau der Karlstraße und der Karlsbrücke, das Industriemuseum, die Einführung des Laufer Stadtbusverkehrs, neue Rad- und Gehwege, die Gründung der städt. Sing- und Musikschule, Gewässerschutz- und Umweltschutzmaßnahmen, Literaturtage und Ortsteilentwicklungen.

 

Schon 1997 – also lange bevor die Diskussion um den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz begann – stand für jedes Kind ab drei Jahren ein Platz in einem Kindergarten in Lauf zur Verfügung.

 

Sie haben das Laufer Jugendzentrum und die Rudolfshofer Grundschule eröffnet sowie den Neubau des Hauses in der Turnstraße und damit ein neues Domizil für die Stadtbücherei und die Volkshochschule auf den Weg gebracht.

 

Auch die Gründung der Gasversorgung Lauf GmbH, der Stromversorgung Neunkirchen GmbH und des Zweckverbandes Volkshochschule Unteres Pegnitztal mit den Gemeinden Schwaig, Rückersdorf und Neunkirchen fielen   in Ihre Amtszeit.

 

Maßstäbe setzten Sie darüber hinaus im sozialen Bereich. So entstanden günstige Baulandmodelle für junge Familien. Ebenso auf Ihrer Agenda standen die Unterstützung von Sozialwohnungsprojekten oder die Angebotserweiterung des Alten- und Pflegeheimbereiches.

 

Wie gesagt, kein Anspruch auf Vollständigkeit!

 

 

Als Mitglied in vielen Gremien, Vereinen, Organisationen und Verbänden, wie dem Vorstand des Bayerischen Roten Kreuzes, dem Verwaltungsrat der Sparkasse Nürnberg, dem Verein für Gemeindediakonie Lauf, dem Bibliotheksverband Mittelfranken, der Lebenshilfe Nürnberger Land und dem Verein Bürgertreff – um nur einige wenige zu nennen – haben Sie auch stets für das Ehrenamt geworben und Aktivitäten und Aktionen von Menschen für Menschen gefördert. Damit haben Sie auch Vorbild gezeigt, wie wichtig es ist, dass man sich ehrenamtlich engagieren sollte.

 

Infolge Ihrer Initiative gibt es den Tag der Nationen und der Laufer Weihnachtsmarkt wurde initiiert und mit Ihrer Unterstützung entwickelte sich auch das Dehnberger Hof Theater zu einer der ganz besonderen Kultureinrichtungen in der Region. Diese Einrichtungen haben sich weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht.

 

„Wie wir in der Welt miteinander leben, ist eines der wichtigsten Themen der Gegenwart“, haben Sie auch einmal gesagt. Dies schloss die Integration unserer ausländischen Mitbürger ausdrücklich ein, wie die Städtepartnerschaften mit Nyköping, Brive la Gaillarde und Drama, die während Ihrer Amtszeit ge- bzw. beschlossen wurden.

 

Auch in Zeiten leerer Haushaltskassen, in denen der Kommunalpolitik kaum noch Gestaltungsspielräume blieben, haben Sie mit immensem Fleiß und ruhiger Hand viel für die Stadt Lauf erreicht.

 

So heißt es in der Stellungnahme des Kreises zum Haushalt 2008: „Als Fazit bleibt festzustellen, dass der am 30. April 2008 aus dem Amt scheidende Bürgermeister Pompl eine sehr gut aufgestellte Stadt mit geordneten Finanzen hinterlässt. Lauf hat seine Hausaufgaben in vorbildlicher Weise erledigt. Die Infrastruktur wurde stetig ausgebaut und verbessert. Die Stadt ist in all den Jahren verantwortungsvoll und pflichtbewusst mit den ihr zur Verfügung stehenden Steuermitteln umgegangen. Die von ihr getätigten Investitionen waren sinnvoll und durchdacht sowie solide finanziert. Bürgermeister Pompl hinterlässt ein wohlbestelltes Haus.“

 

Sehr geehrter Herr Altbürgermeister,

 

all dies zeigt beispielhaft anschaulich, welch großen Einsatz, welche Zielstrebigkeit und Kompetenz Sie stets bewiesen haben und welch nachhaltigen Einfluss Ihr Wirken auf die Entwicklung von Lauf hatte.

 

Das zu leisten vermag nur, wer auf allen Gebieten über umfassende Sachkenntnisse verfügt, vorausschauend plant und zielstrebig agiert.

 

So haben Sie diejenigen, die mit Ihnen zu tun hatten, als fairen Gesprächspartner kennen gelernt, der geduldig, gleichzeitig aber auch sachorientiert und zielstrebig an Probleme heranging, sich stets offen für konstruktive Kritik und Gegenargumente zeigte, den Ausgleich suchte und mit einem themenbezogenen und kollegialen Arbeits- und Diskussionsstil überzeugte.

 

Persönlich habe ich Sie kennenlernen dürfen, als ich zum Beispiel gemeinsam mit Hans Kern als junger Stadtrat zeitig vor den jeweiligen Jahres-Haushaltsberatungen mit einer Liste von Wünschen und Ideen kam. Sie waren derjenige, der sicher nicht alles von unserer Liste einfach abnickte, Sie hörten zu und zeigten Interesse für unsere Anliegen. Wie freuten uns, wenn Sie etwas übernahmen, hofften zugleich bei Ablehnung um künftige Zustimmung oder Übernahme.

Von diesen Erfahrungen berichteten auch viele andere Bürgerinnen und Bürger.

 

Nicht vergessen werde ich auch – und dafür ein ganz herzliches Dankeschön – die persönlichen Gespräche zum Amtswechsel mit Ihren Einschätzungen und guten Ratschlägen.

 

In den Archiven findet sich über den heute zu Ehrenden aber auch eine Aussage, über den Mensch, Rüdiger Pompl: „Er möge keinen Streit“. War dies das Erfolgsrezept für die vielen aktiven Jahre zum Wohle von Lauf? Sicherlich gepaart mit meiner Einschätzung, dass Sie abgewogen und den Ausgleich gelebt haben.

 

Rüdiger Pompl, war der 26. Bürgermeister unserer Stadt seit dem Inkrafttreten des bayerischen Gemeindeedikts. Welch große Veränderungen sich seit 1818 vollzogen haben, mag alleine schon die Einwohnerzahl unserer Stadt verdeutlichen: Damals waren es 2.300, heute zählen wir 27.700 Einwohnerinnen und Einwohner mit Erst- und Zweitwohnsitz.

Unser früherer Stadtarchivar, Herr Ewald Glückert, hat 2008 darauf hingewiesen, dass kein anderer Bürgermeister, den Lauf je in seiner langen Geschichte erlebt hat, so lange im Amt war wie Rüdiger Pompl. Allein diese Tatsache zeigt schon, dass diese Wirkungszeit äußerst erfolgreich gewesen sein muss und vom Vertrauen der Bevölkerung getragen wurde und bis in die heutige Zeit reicht.

Unsere tschechischen Nachbarn nennen ihren Bürgermeister ‚starost', was so viel wie Fürsorger, Diener bedeutet. Der Bürgermeister ist auch der erste Diener seiner Gemeinde und wir alle im Öffentlichen Dienst stehen an irgendeiner Stelle in dieser Dienstgemeinschaft.

 

 

Meine Damen und Herren, nur wer die eigene Vergangenheit kennt, kann auch umso entschlossener in die Zukunft schreiten. Nach den Worten von Franz Kafka „Neue Wege entstehen nur dadurch, dass man sie geht“. Was können wir von Rüdiger Pompl mitnehmen, als Laufer Bürgerinnen und Bürger, als Stadtrat?

 

  1. Offenheit für neue Themen, in einer stark ändernden Zeit.

 

Ø  Einer der ersten Online-Kommunen, nun Breitband…

 

  1. Über Freundschaften und Partnerschaften in Europa, das friedliche Zusammenleben Menschen unterschiedlicher Herkunft und Geschichte zu fördern.

 

Ø  Städtepartnerschaften, nun Freundschaften gen

Osteuropa/Tschechische Republik

 

  1. Mutig und entschlossen Projekte der Stadtentwicklung anzupacken und umzusetzen.

 

Ø  Autofreier Oberer Markplatz oder Industriemuseum, nun

soziale, weltoffene und integrative Stadtentwicklung mit weiteren Öffnungen und Entdeckungen der Lebensader Pegnitz mit weiteren Sanierungen für Wohnen, Kultur, Begegnungen bei hoher Lebensqualität.

 

 

Im alten Eidbuch unserer Stadt heißt es altertümlich, aber noch immer gültig:

„Gemeiner Stadt Lauf treu und gewähr zu sein, derselben Tun und Nutzen zu fördern, raten und helfen, Schaden warnen und wenden, verschwiegen halten, Fried und Recht helfen, vollziehen und handhaben“.

 

 

 

Ihr großes Wirken zum Wohle der Stadt Lauf findet nun in der Verleihung der Ehrenbürgerschaft eine angemessene Würdigung.

 

Sehr geehrter Herr Altbürgermeister,

 

Sie waren – um auf das Eingangszitat zurückzukommen – kein Held für einen Tag, sondern haben jahrzehntelang gewirkt. Dies ist weitaus bedeutsamer und – modern gesprochen – nachhaltiger. Dafür zeichnen wir Sie heute aus und dafür möchte ich Ihnen, bevor ich Ihnen gleich die Ehrenbürgerurkunde überreiche, meinen allerherzlichsten Glückwunsch und ein ganz großes Dankeschön im Namen des Stadtrates der Stadt Lauf aussprechen!

 

Ich wünsche Ihnen, Ihrer Frau und Ihrer Familie Gesundheit und weiterhin viel Glück, Erfolg und Kraft, bei allem, was Sie sich vorgenommen haben und noch vornehmen werden.

 

Herzlichen Glückwunsch im Namen der Stadt Lauf an der Pegnitz, Herr Ehrenbürger Rüdiger Pompl!