Frau Dr. Schönwald bedankt sich für die Einladung und dass sie die Chance bekommt, das Konzept des Stadtarchivs präsentieren zu können und stellt anhand einer kleinen Präsentation die derzeitige Situation im Stadtarchiv vor. Der Kultur- und Sportausschuss hat das Archiv schon besucht. Das Archiv ist der älteste Ort innerhalb der Stadtmauern und ein Ort mit einem ganz besonderen Charme. Das Archiv ist von einem wunderbaren Innenhof geprägt, der nur ein- bis zweimal jährlich genutzt wird und einer Kirchenruine auch mit besonderem Flair, der ein Fund ist, mit dem die Stadt wuchern kann. Das Archiv platzt jedoch zwischenzeitlich aus allen Nähten. Die Erweiterung wurde in diesem Rahmen schon mehrfach beschlossen und in Teilen eingeleitet, aber seit langer Zeit wieder auf Eis gelegt. Das Archiv beherbergt städtische Sammlungen, 20.000 Kunstobjekte und 3.500 Radierungen, Grafiken und Stiche. Anhand einer Folie wird dargestellt, wie die Objekte gelagert werden. Es ist zwar alles sehr ordentlich, aber weit davon entfernt, sachgemäß zu sein und es gibt auch keine Möglichkeit. Der ehemalige Veranstaltungsraum ist seit 1,5 Jahren ein Depot, weil kein anderer Platz mehr vorhanden ist. Dort stehen die schweren Schränke, die aufgrund des Gewichts nur unten lagern können. Die Schränke wurden im Hinblick auf den bevorstehenden Umbau – der jedoch nicht stattfindet, da die Situation unklar ist – aus der Scheune geholt. Frau Dr. Schönwald ist jedoch angehalten, Veranstaltungen und Ausstellungen mit den Beständen der städtischen Sammlungen durchzuführen. Lauf besitzt Werte, die nicht inventarisiert und sachgemäß gelagert sind. Diese wurden seinerzeit mit großem Verhandlungsgeschick von Herrn Rebmann angeschafft. Dieser Zustand kann nicht mehr länger gehalten werden. Der Dachboden ist voll gemüllt und von einer sachgerechten Aufbewahrung kann keine Rede sein. Man hat auch eine Verantwortung gegenüber der Bürger, die ihre Objekte überlassen haben. Die Gemälde sind notdürftig abgedeckt und alle möglichen wertvollen Dinge liegen kreuz und quer.

Es sind 600 Regalmeter Papier, 13.000 Bände bis ins 18. Jahrhundert und 20.000 Objekt, die momentan auf 524 m2 Raum lagern. Der reine Magazinbestand sind 312 m2. Die Depotsituation beläuft sich auf 250 m2. Mit einer vernünftigen Berechnung der Zugänge aus der städtischen Verwaltung wäre dies ein Zuwachs von etwa 150 laufenden Metern mit einem Flächenbedarf von 125 m2. Dazu kämen aber noch 30 m2 für die Bestände des Standesamtes, die sehr umfangreich sind und Arbeitsflächen, somit in etwa 150 m2 und bei weiterer kontinuierlicher Aktenübernahme aus der Stadtverwaltung an zusätzlich 100 m2. Dies ergäbe für das Archiv einen zusätzlichen Raumbedarf von 250 m2. Hierbei ist die sachgerechte Aufbewahrung der Grafiken und anderen Bestände noch nicht enthalten.

Ihre Idee wäre, das Spital, welches immer schon eng historisch mit der Stadt verknüpft war, auf zwei Seiten zu teilen. In die rechte Seite – die ehemaligen Schweineställe und Scheune einbezogen – könnte man die städtischen Sammlungen auszulagern Ein Archiv ist auch ein statischer Problemfall. Die linke Seite, das jetzt leerstehende Pfründnerhaus würde sich zu einem Haus der Stadt anbieten. Hierzu stellt Frau Dr. Schönwald ihre Idee anhand von Folien dar. Dieses Haus hat eine sehr große Fläche, so dass sie sich gut eine gemischte Nutzung vorstellen könnte. Es würden auch noch weitere Räume frei bleiben, die für Veranstaltungen genutzt werden könnten. Das Problem ist der Stiftungszweck, an dem die Nutzung gebunden ist. Anhand eines Beispiels der Stadt Frankfurt zeigt sie auf, welche Möglichkeiten gegeben wären.

Frau Dr. Schönwald bittet im Rahmen der Vorsorgepflicht um dringende Erweiterung des Stadtarchivs.

 

Herr 3. Bürgermeister Schweikert dankt für den leidenschaftlichen Vortrag von Frau Dr. Schönwald. Er ist seit einiger Zeit in regem Austausch und kann die Beweggründe nachvollziehen. Sicherlich ist bei vielen Laufern noch die Wohnnutzung des Gebäudes.  Frau Dr. Schönwald hat jedoch einige Beispiele aufgezeigt, wo es hingehen kann, ohne auch die Stiftung zu vernachlässigen. Er sieht sehr stark die Notwendigkeit, dem Stadtarchiv gerecht zu werden. Dass Ausstellungen und Veranstaltungen aus den eigenen Sammlungen derzeit in anderen Orten zugange sind, schmerzt ihn. Er sieht mit einem vernünftigen Konzept die Chance, das Stadtarchiv auf einen guten Weg zu bringen. Die Anregung, einen Infopoint, der bisher in einer winkeligen Gasse ist, an einen zentralen Ort zu verlegen, hat einen gewissen Charme. Er bittet die Kolleginnen und Kollegen des Stadtrates, sich mit dieser Thematik intensiv auseinander zu setzen. Vielleicht findet man gemeinsam eine gute Lösung, beide Nutzungen unter ein Dach zubringt. Er möchte den Vortrag von Frau Dr. Schönwald zum Anlass nehmen, einen Appell an alle zu richten, bei den kommenden Haushaltsberatungen ein Augenmerk auf die inneren und eigenen Werte der Stadt Lauf zu richten.

 

Herr Stadtrat Lang äußert, dass die Werte des Archivs der Öffentlichkeit unbedingt zugänglich gemacht werden müssen. Der Wert dieser Güter ist momentan nicht im geringsten abschätzbar. Derzeit ist die Situation schlicht und ergreifend unsachgemäß und vielleicht sogar unwürdig. Ist der Brandschutz im ehemaligen Spital schon geklärt? Wie sieht die Statik aus und gibt es schon Überschläge hinsichtlich der Kosten?

Das Thema Stiftungsrecht muss auch geklärt werden. Ist das Konzept mit dem vorhandenen Personal zu schaffen?

 

Frau Dr. Schönwald hat die Aufgabe, das Archiv und die Sammlungen in die Zukunft zu führen und hat in Aussicht gestellt bekommen, zwei befristete Stellen für die Inventarisierung zu erhalten. Die Werte sind auch nicht mehr den Versicherungssummen angepasst. Falls dieses Konzept annähernd umgesetzt werden kann, müsste in dem Haus jemand vor Ort sein, der den Informations- und Kassenbereich abdeckt.

 

Frau Nürnberger trägt vor, um den stiftungsrechtlichen Zweck prüfen zu können, wurde das Bauamt gebeten, den Brandschutz zu betrachten, ob ein Betreutes Wohnen möglich ist oder nicht. Wenn sich die Verwaltung für ein Wohnkonzept für Ältere entscheidet, wird das Bauamt nicht mit einer Prüfung beginnen sondern in eventuelle Lösungsmöglichkeiten eintreten. Wenn die Entscheidung für eine Archivnutzung fällt, muss überlegt werden, wie dies im Rahmen des Stiftungsrechts umgesetzt werden kann. Für eine Beschlussfassung wären die genauen Vorstellungen wichtig, ist es rechtlich machbar ist und dann kommen die technischen Prüfungen. Zuletzt müssen die Kosten einschließlich der Personalkosten gesehen werden und dann muss es erneut zur Entscheidung vorgelegt werden.

 

Frau Gatterer ergänzt, dass zum Stiftungszweck ein Gespräch mit der Regierung stattfand. Der Stiftungszweck sieht vor, dass alte und bedürftige sowie minderbemittelte Einwohner der Stadt Lauf und so weit Plätze vorhanden auch andere Personen aufgenommen werden. Diese erhalten dort Unterkunft, Verpflegung und sonstige Betreuung. Diese Punkte müssen grundsätzlich nach dem Stiftungszweck in diesem Haus angeboten werden. Deshalb ist erst zu prüfen, inwieweit dort ein betreutes wohnen möglich ist. Ist es nicht möglich, kann erst eine andere Nutzung in Betracht gezogen werden.

 

Frau Stadträtin Vogel spricht ihren Dank aus für die vorgestellten Möglichkeiten. Sie ist sehr beeindruckt und fragt, in welchem Zeitrahmen eine derartige Nutzung geprüft wird.

 

Frau Nürnberger antwortet, dass nach einer Entscheidung durch den Stadtrat die technischen Gegebenheiten geprüft werden können. Voraussichtlich ist dies vor der Sommerpause im Jahr 2014 möglich, wenn die Entscheidung im November oder Dezember getroffen wird.

Wenn eine Nutzung mit der Betreuung für ältere Menschen aus brandschutztechnischen Gründen nicht möglich ist, kann in eine Prüfung sofort eingestiegen werden, wenn das Gremium sich eher eine Archivnutzung vorstellt.

 

Herr Stadtrat Auernheimer fragt, ob es möglich ist, stiftungsrechtlich auf eine Ausweichfläche auszuweichen.

 

Frau Gatterer erwidert, dass dies im Falle des Hauses St. Leonhard nicht möglich ist, da dieses Haus die Keimzelle der Stiftung ist und explizit in der Stiftungsurkunde und im Stiftungszweck benannt ist, dass dieses Haus für diese Nutzung vorgesehen ist. Aus diesem Grund ist eine anderweitige Nutzung dieses Hauses nur dann möglich, wenn innerhalb dieses Gebäudes eine Nutzung als betreutes Wohnen bzw. ambulant betreute Wohngemeinschaft nicht möglich ist. Die Regierung benötigt zu dieser Beurteilung das Gutachten.

 

Frau Dr. Schönwald stellt die Frage, wie es mit einer Gemischtnutzung wäre. Wurde diese Möglichkeit schon einmal geprüft? Wäre dann der Stiftungszweck erfüllt?

 

Frau Gatterer entgegnet, dass alles von diesem Gutachten abhängig ist. Sie möchte hierzu nicht vorgreifen.

 

Frau Nürnberger schließt ab, dass es für die Verwaltung ganz entscheidend wichtig ist, bevor in die weitere Begutachtung bzw. Prüfung gegangen wird, die Meinung des Gremiums zu diesem Gebäude zu wissen, um die richtigen Richtungen einzuschlagen.