Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Ja: 16, Nein: 11

Herr Donhauser möchte den Sachstandsbericht etwas ausführlicher vortragen. Dieser geht nicht nur auf die Situation des Kunigundenfestes 2012 ein, sondern soll einmal einen kleinen Einblick in die momentane Akzeptanz des Kunigundenfestes geben. Wir befinden uns mit Sicherheit seit einigen Jahren in einem radikalen Umbruch. Aufgrund der zeitlichen Nähe zum Altstadtfest wird von Seiten der Schausteller und des Bierzeltbetreibers seit Jahren eine zeitliche Trennung dieser beiden Veranstaltungen gefordert. Die Verwaltung ist jedoch der Auffassung, dass dies nicht möglich ist. Ein weiterer Punkt, welcher immer mehr Probleme - auch bei den Schulen - bei der Vorbereitung bereitet, ist die mehr als mangelnde Akzeptanz bei den Eltern. Viele der neuzugezogenen Mitbürger empfinden dieses Fest, an dem die Kinder teilnehmen müssen (Schulpflichtveranstaltung), als Belastung. Von Jahr zu Jahr liegen auch immer mehr Beschwerden der Eltern vor, dass die Proben während der Unterrichtszeit stattfinden. Auch der Kirchweihmontag ist mehr als umstritten. Bereits am Anfang der Legislaturperiode wurde aber von Herrn 1. Bürgermeister Bisping eindeutig bekannt, dass am Kirchweihmontag nicht gerüttelt wird. In Lauf hat das Fest eine 205-jährige Tradition, welches nicht mühsam wiederbelebt werden muss. Dabei sollte man bleiben und somit all den immer wieder vorgebrachten Forderungen den Wind aus den Segeln nehmen. Eine weitere mangelnde Akzeptanz ist das Spendenaufkommen, welches seit Jahren rückläufig ist. Heuer wird deshalb erstmalig auf eine Anzeige verzichtet, da diese über die Hälfte der Spendeneinnahme beträgt. Es wird nur mehr im Internet und im Mitteilungsblatt ein Spendenaufruf erfolgen. Die Verwaltung hat sich mit der Festleiterin, Frau Auernheimer, immer bemüht - trotz aller Tradition - das Fest modern zu gestalten.  Zur Attraktivitätssteigerung des Kunigundenfestes wurden verschiedene Maßnahmen durchgesprochen. Von ISEK wurde vorgeschlagen, das Fest am Samstag und Sonntag durchzuführen und den Vergnügungspark sowie das Bierzelt wieder in die Altstadt zu verlegen. Aufgrund der Energieversorgung und sonstiger vieler Gründe ist dies nicht möglich. Herr Schlögel ist der Nachfolger der Firma Hahn und seit drei Jahren Festzeltbetreiber. Die Auflagen werden immer mehr verschärft und die Unkosten schnellen in die Höhe, sodass Herr Schlögl angekündigt hat, bei neuerlichem Bierrückgang aufzuhören.

Ein weiteres Anliegen ist die laute Musik im Bierzelt, da man sich nicht mehr unterhalten kann. Herr Schlögl hat mitgeteilt, dass er darauf Rücksicht nehmen wird.

Das Fest läuft hinter den Kulissen nicht ganz so reibungslos, wie es für manchen aussieht. Den Festzug mit den Pferdegespannen lässt man sich alle Jahre sehr viel kosten. In den zurückliegenden Jahren gab es zwischen 27 und 31 Festwagen, 2010 waren es nur 16, nun ist man wieder bei 24 angelangt. Im Sparhaushalt 2002 hat man die Vereine allerdings teilweise sehr verärgert, da in der globalen Krise gespart werden und die Vereine einmal aussetzen mussten, sodass viele dadurch verärgert waren.

Historisch gesehen ist das Kunigundenfest der Samstag und Sonntag, der Freitag, Samstag und Dienstag ist die Kunigundenkirchweih. Irgendwann wurde aber alles in einen Topf zusammen geworfen und soll nun wieder belebt werden.

Die Verwaltung möchte keine Konkurrenz zwischen Altstadtfest und Kunigundenfest. Mit Herrn Kellner, der das Programmheft für das Altstadtfest druckt, wurde Kontakt aufgenommen, ob eine Anzeige zum Kunigundenfest aufgenommen werden kann. Er hat ein Angebot unterbereitet. Wer nun das Altstadtfestprogramm liest, muss das Kunigundenfest auf jeden Fall zur Kenntnis nehmen.

Um auch dem Festwirt wieder auf die Sprünge zu helfen wurde die Sperrstunde am Freitag und Samstag im Bierzelt auf 24.00 Uhr verlängert.

Die Verlegung der Hauptprobe von Samstag auf den Freitagabend war auch ein Vorschlag aus ISEK. Die Verwaltung hat sich dann bemüht die Hintergründe zu erforschen, was dies bringt. Nun soll ein Experiment gestartet werden, um zu sehen, ob damit die Attraktivität des Kunigundenfestes etwas nach vorne gebracht werden kann.

Eine zweite Neuerung ist die Einführung eines Seniorennachmittags. Erfahrungen anderer Kommunen zeigen, dass dies gut funktioniert. In Lauf wären es 5.429 Seniorinnen und Senioren ab 65. Die Kosten für diese Aktion würden nach verschiedenen Berechnungen ca. 5.900 Euro betragen. Gleichzeitig findet aber auch der Familiennachmittag am Rummelplatz statt, bei dem es auch verbilligte Fahrpreise gibt.

 

Frau Stadträtin Auernheimer schließt sich kurz den Ausführungen an.

 

Herr Stadtrat Zeltner plädiert dafür, den Senioren 1/2 Liter Bier und 1/2 Hähnchen auszugeben.

 

Frau Stadträtin Vogel begrüßt die Idee, die Verlegung der Hauptprobe auszuprobieren. Sie schlägt vor zu prüfen, den Senioren in den Altenheimen die Möglichkeit zu geben, mit einem Fahrdienst zum Festzelt zu gelangen. Man sollte auch beides anbieten, Festbreze oder alternativ Hähnchen.

 

Herr Stadtrat Ittner ist den Verantwortlichen für die Vorschläge sehr dankbar. Er würde auch in den Streit gehen, wenn aus der traditionalistischen Seite Kritik an diesen Vorschlägen kommt. Deshalb ist er dafür, neue Wege auszuprobieren, ohne zu wissen, ob es funktioniert. Wenn es nicht klappt, kann es nächstes Jahr wieder anders gemacht werden. Die Tradition ist mit dem Festzug gewahrt. Alles andere ist Ökonomie, die der Stadt Lauf gut tun soll. Wenn die Stadt nicht handelt, dann wird uns die Geschichte einholen. Er befürwortet deshalb die Vorschläge der Verwaltung.

 

Herr Stadtrat Lang spricht im Namen der Freien Wähler, dass der Kunigundenmontag ein Stück Laufer Kultur ist und niemand bereit ist, diesen aufzugeben. Im Bereich der Kunigundenkirchweih gibt es absolute Highlights wie den Festzug und die Aufführung die sicher auch am entsprechenden Engagement der Betreuer und Lehrer liegt. Verbesserungspotenzial gibt es hinsichtlich des Festplatzes. Wieso eigentlich nicht ein Bierzelt auf dem Marktplatz? Es gibt einen Vorschlag von IgLU. Alternativen mit einem kleineren Bierzelt gepaart mit einem zusätzlichen Rockzelt findet er sehr gut. Die Bewertung, zu laut im eigentlichen Festzelt, teilen sogar junge Leute. Bezüglich der Verlegung der Hauptprobe auf Freitag ist er nicht bereit, den Verantwortlichen hineinzureden. Ihm gefällt dieser Vorschlag und er möchte ihn ausprobieren. Hinsichtlich der Attraktivitätssteigerung ist seine Fraktion unterschiedlicher Meinung. Er bittet deshalb, über den Beschluss getrennt abzustimmen.

 

Herr Stadtrat Maschler äußert, dass die Rednerbeiträge zeigen, dass die Stadtverwaltung und der gesamte Stadtrat zu 100 % hinter der Kunigundenkirchweih stehen. Dies ist wichtig, um den Bürgern zu zeigen, dass man an dieser Tradition festhalten will. Dass durchaus darüber nachgedacht werden kann, Dinge zu verändern, um das Fest attraktiver zu gestalten, ist durchaus legitim, aber er hätte sich diese Überlegungen wesentlich früher gewünscht, um darüber diskutieren zu können. Dieses Prozedere kritisiert er heute nochmals und bittet darum, in Zukunft anders zu verfahren. Hinsichtlich der Uhrzeit der Hauptprobe um 18.00 Uhr sieht er Probleme, gerade für die Eltern, die auswärtig arbeiten. Er kann sich nicht vorstellen, dass diese Maßnahme von solch fulminanter Umsatzsteigerung geprägt ist. Akzeptanzprobleme herrschen bei den Eltern vor, die nicht in Lauf arbeiten. Deshalb müssen für die Zukunft zügig Lösungen zur Kinderbetreuung ausgearbeitet werden, um den Kirchweihmontag und Dienstag abzudecken.

 

Herr Donhauser möchte in Ergänzung zur Ausführung von Herrn Stadtrat Lang informieren, dass das Projekt Rockzelt als wechselnde Veranstaltung weiter verfolgt wurde. Dies ist allerdings durch die Problematik Pachtvertrag Kunigundenberg geplatzt. Wenn Herr Schlögel aus Lauf abzieht, gibt es keinen Festwirt mehr. Die derzeitige Einheit ist die kleinste, die im Moment möglich ist. Zur Informationspolitik stimmt er Herrn Maschler grundsätzlich zu, muss aber auch dazu sagen, dass sich der Turnus der Kultur- und Sportausschuss-Sitzung verschoben hat. Es wird auch immer schwieriger, einen Termin zu finden, an dem das Motto durch die Schule vorgestellt wird. Durch die Organisation der BR-Radtour waren einige Dinge komplett aus dem Gleis gelaufen, so dass auch versäumt wurde, rechzeitig in den Ausschuss zu gehen.

Der schulfreie Dienstag liegt nicht im Ermessen der Stadtverwaltung.

 

Herr Stadtrat Auernheimer unterbreitet den Vorschlag, den Montag als Betriebsmontag einzuführen. Die Vereine sind am Kunigundenfest nicht so eingebunden wie am Altstadtfest und werden deshalb nicht so mitgerissen. Deswegen sollte man mittel- und langfristig andenken, wie man wieder mehr Laufer in das Fest integrieren kann.

Die Sperrzeit im Festzelt geht am Freitag und Samstag bis 24.00 Uhr. Ist dies auch für den Berg angedacht? ISEK ist gerade dabei, den Kunigundenpark umzugestalten und dies zu diskutieren. Gäbe es die Option, den Festplatz näher an den Berg heranzulegen, um die Kirchweih näher an den Festplatz zu bringen und kompakter zu gestalten. Es wäre reizvoller, weil mehr Austausch zwischen Berg und Festplatz gegeben wäre.

 

Frau Stadträtin Vogel regt die Möglichkeit an, den Kindern, die ins Festzelt einziehen, ein Freigetränk anzubieten und generell zu überlegen, am Familiennachmittag den Kindern ein Freigetränk zu spendieren.

 

Herr Stadtrat Grand ist erfreut, dass so viele Ideen und engagierte Beiträge vorgebracht werden. Gerade weil es das Fest schon so lange gibt, muss man sich Gedanken darüber machen, etwas zu ändern, um das Fest attraktiver zu gestalten. Er hätte es besser gefunden, wenn dieses breite Thema schon im Kultur- und Sportausschuss diskutiert worden wäre. Die größeren Probleme liegen auf dem Festplatz. Vielleicht ist auch die Zeit von großen Bierzelten vorbei. Er spricht sich dafür aus, die Vorschläge der Verwaltung auszuprobieren. Auch die Idee zur Einführung eines Seniorennachmittages findet er gut. 50 % Ermäßigung hätten seiner Ansicht nach jedoch auch genügt. Die Familien bekommen auch nur eine Ermäßigung. Wenn die Senioren bevorzugt werden, könnte man den Kindern auch ein Freigetränk zukommen lassen. Er findet es etwas übertrieben.

 

Herr Stadtrat Dienstbier findet die Vielzahl von Vorschlägen interessant und gut, die durchaus im Kultur- und Sportausschuss diskutabel gewesen wären. Er dankt für das Herzblut, welches in die Ausarbeitung eingeflossen ist. Aus seinen intensiven Beobachtungen kann er berichten, dass gerade die Hauptprobe am Samstagnachmittag ein Tag, wo Senioren und ältere Leute sich am Marktplatz versammelt haben. Er warnt deutlich davor, die Hauptprobe am Freitagabend, an dem noch Geschäfte geöffnet sind, der Feierabend- und Busverkehr und ein Durcheinander auf dem Marktplatz herrscht, zu veranstalten. Er hält es für einen katastrophalen Fehler und wird dagegen stimmen.

 

Herr 3. Bürgermeister Schweikert entgegnet, dass die Verlegung der Hauptprobe einfach ein Gedanke war, um auch in der gesamten Kombination den Festauftakt etwas würdiger und besser zu gestalten. Viele Orte im Umfeld veranstalten an einem bestimmten Ort ein Standkonzert und dann wird in einem gemeinsamen Zug in das Bierzelt eingezogen, um dort das Fest feierlich zu eröffnen. Man sollte es einfach einmal versuchen und wenn es nicht funktioniert muss man diese Schiene eben wieder verlassen. Für Kinder wird in der Stadt sehr viel getan und für die Senioren nichts. Lauf ist eine Stadt aller Generationen und die Senioren haben es verdient, auch an der Kirchweih ein entsprechendes Entgegenkommen der Stadt Lauf zu bekommen. Deswegen ist er ganz massiv dagegen, dieses herunterzurechnen. Ohne Senioren wäre die Stadt nicht so weit, wie sie jetzt ist.

 

Frau Stadträtin Auernheimer gibt noch eine kurze Ausführung zum Ablauf der Hauptprobe. Dieser ist in monatelanger Arbeit bei der Verwaltung gereift. Ob es ausgereift ist, wird sich herausstellen.

 

Herr Stadtrat Kern warnt davor, die jungen Leute gegen die alten Leute auszuspielen. Ihm ist es ein großes Bedürfnis dieses sicherzustellen. Es ist ein Fest der Jugend und er ist auch dafür, für die ältere Generation ein Angebot zu unterbreiten. Man braucht alle Generationen, um das Fest attraktiver zu gestalten. Er bittet deshalb, nicht auf dieser Ebene weiter zu diskutieren.

 

Herr Stadtrat Herrmann bedankt sich bei Frau Auernheimer und Herrn Donhauser für die Ausarbeitung. Man spürt, wie sehr ihnen dieses Kunigundenfest ein Anliegen ist und dass sie dafür kämpfen. Er denkt, dass alle wollen, dass dieses Fest so erhalten bleibt. Die vorgebrachten Vorschläge der Verwaltung sollte man einfach einmal durchführen und neue Wege gehen Bei den neu hinzugekommenen Vorschlägen muss darauf geachtet werden, dass diese nicht verwässert werden. Wenn sich das eine oder andere als nicht so gut herausstellen sollte, können ja wieder Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen werden.

 

Frau Stadträtin Hoyer-Neuss weiß nicht, ob es Aufgabe der Stadt ist, Steuergelder in ein Bierzelt zu tragen. Das Kunigundenfest in Lauf gehört zum Brauchtum. Die Zugereisten verstehen es nicht ganz, aber es lebt von der Tradition. Wenn versucht wird, hier ständig Veränderungen durchzuführen, dann wird man in fünf Jahren keine Tradition mehr haben. Kann nicht alles so beibehalten werden wie bisher? Den Nachlass am Familiennachmittag gewährt nicht die Stadt, sondern die Fahrgeschäfte. Es ist nicht Aufgabe der Stadt, Unternehmen hier zu unterstützen, sondern diese müssen sich überlegen, wie sie aktuell bleiben, um überleben zu können.

 

Herr 2. Bürgermeister Scheld ist der Meinung, dass das Bierzelt immer angenommen wird, wenn eine gewisse Attraktivität vorhanden ist. Das Hauptproblem in der Stadt sind nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen, weil sie keine Motivation mehr haben. Das Kunigundenfest war früher Traditionsfest in den Familien. Es hat sich verändert, aber die Stadt hat auch Sorge zu tragen, dass die Schausteller einen gewissen Umsatz machen. Vielleicht liegt die Qualität des Bierzeltes auch an der Musik. Auch liegt das Altstadtfest zu nahe an der Kirchweih. Dies trägt auch mit dazu bei, aber im Wesentlichen liegt es an der Einstellung der Menschen selbst. Den Seniorennachmittag hält er für eine gute Lösung. Man muss den Leuten vermitteln, dass das Kunigundenfest schon immer Tradition hat und man sollte es auch in Zukunft erhalten, denn das Kunnerlefest ist uns was wert.

 

Vorsitzender dankt für die breite Diskussion und bittet um getrennte Abstimmung des Beschlussvorschlages.


Beschluss:

 

a)                  Der Stadtrat stimmt den vorgesehenen Änderungen für das Kunigundenfest mit Verlegung der Hauptprobe auf Freitag und dem Einzug in das Festzelt zum späteren Bieranstich zu. Die Verwaltung wird beauftragt, die Änderungen gemeinsam mit den Schulen zu organisieren und finanziell abzudecken.

 

Abstimmung: mehrheitlich beschlossen                Ja: 16  Nein: 11 

 

b)                  Der Einführung eines Seniorennachmittags am Dienstag der Kunigundenkirchweih und der Ausgabe eines Gutscheins für ein Getränk (0,5 Liter) und einer Festbreze an die anwesenden Senioren wird ebenfalls zugestimmt. Die Verwaltung wird beauftragt, die Änderungen zu organisieren und finanziell abzudecken.

 

Abstimmung: mehrheitlich beschlossen                Ja: 21  Nein: 6 

 

c)                  Die Senioren erhalten anstelle der Festbreze ein halbes Hähnchen.

 

Abstimmung: mehrheitlich abgelehnt                    Ja: 9  Nein: 17 

 

 

 

 


Frau Stadträtin Auernheimer verlässt die Sitzung.