Herr Ederer führt aus, dass von der Europäischen Kommission das Jahr 2010 zum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ausgerufen wurde. Erst wenn Ursachen und Auswirkungen von Armut ein klares Bild ergeben, kann eine wirkungsvolle Bekämpfung einsetzen.

 

Armut ist ein soziales Phänomen und der Zustand gravierender sozialer Benachteiligung. Armut bezeichnet den Mangel an lebenswichtigen Gütern (z.B. Nahrung, Obdach, Kleidung), hervorgerufen durch den Mangel an Arbeit , an Einkommensmöglichkeiten, an Bildung und Gesundheit.

 

In Deutschland wird die Kluft zwischen arm und reich größer. Fast jeder Siebte ist in Deutschland von Armut bedroht. Darunter sind  besonders viele Arbeitslose und Alleinerziehende mit Kindern. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen wächst der Anteil der „von-der-Hand-in-den-Mund-Lebenden“; rund ein Viertel der 19- bis 25-Jährigen sind armutsgefährdet oder arm.

 

Etwas mehr als 800 Euro im Monat für Alleinstehende, und gut das Doppelte für eine Familie mit zwei Kindern - wer von weniger leben muss, gilt in der Statistik als „armutsgefährdet“. Und dazu gehören in Deutschland immer mehr Menschen. 14,6 Prozent aller Bundesbürger fielen 2009 darunter. Nach der EU-Definition  gilt als armutsgefährdet, wer von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung lebt.

 

Für die steigende Armutsquote verantwortlich sind unter Anderem der Einbruch bei Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe, der Anstieg der Lebenshaltungskosten, die Ausbreitung des Niedriglohnsektors und die steigende Zahl von Alleinerziehenden mit  minderjährigen Kindern.

 

Bei jungen  Menschen sind in erster Linie drei Gründe zu nennen: die Ausbildungen dauern länger, es gibt mehr Hochschulabsolventen, die Einstiegsjobs werden schlechter bezahlt (Generation Praktikum).

 

Bei Familien mit Kindern wächst das Armutsrisiko mit der Kinderzahl:  22 Prozent der Haushalte mit drei Kindern sind armutsgefährdet oder arm, bei vier Kindern sind schon 36 Prozent der Familien betroffen.

 

Auch ein Ansteigen der Altersarmut ist zu befürchten:  Selbständige sind häufig mangelhaft abgesichert, aber auch Niedrigverdiener und Menschen mit Zeiten von Arbeitslosigkeit können keine ausreichenden Rentenansprüche ansammeln.

 

Insgesamt ist klar erkennbar, dass Armut somit nicht nur auf einzelne Bevölkerungsgruppen beschränkt ist, Armut betrifft Bürgerinnen und Bürger jeden Alters,  die auf staatliche Fürsorgeleistungen angewiesen sind. Das Ziel muss sein, für diesen Personenkreis Wege aufzuzeigen und zu finden, damit wieder ein Leben unabhängig von staatlichen Mitteln ermöglicht wird.

 

Der heute vorliegende zweite Armutsbericht der Stadt Lauf a.d.Pegnitz nimmt sich in besonderem Maße gerade dieser großen sozialen Gruppe an, um damit das öffentliche Bewusstsein für die Risiken von Armut zu  stärken und die Wahrnehmung für deren Ursachen und Auswirkungen zu schärfen.

 

Dieser Bericht über die Armut in Lauf  ist von großer sozialer Bedeutung gerade  für das Laufer Zukunftsprogramm. Er ist nicht nur ein, nach dem ersten Bericht aus dem Jahr 2008, fortgeführtes Stück Papier, sondern wird vielmehr Stimmungen, Erfahrungen und eine Vielzahl von Zahlen und Statistiken direkt aus Lauf  aufzeigen.

 

Von allen mitwirkenden Einrichtungen und Behörden wurden die vorliegenden Zahlen natürlich anonymisiert zur Verfügung gestellt. Teilweise wurden statistische Zahlen für Lauf erst direkt ermittelt und hierfür von dieser Stelle aus ein herzliches Dankeschön.

 

Von der Leiterin des Fachbereiches Sozialamt, Frau Maria Kaiser, wurden alle Daten zusammengefasst und durch ihre eigenen Erfahrungswerte ergänzt und auf  Folien übertragen. Sie hat sich dankenswerter Weise auch bereit erklärt, den zweiten Laufer Armutsbericht in Form einer Power-Point-Präsentation vorzustellen.

 

Vorab möchte er noch Frau Petra Leniger herzlich begrüßen, die heute stellvertretend für den Laufer Stadtentwicklungsprozess an der Sitzung teilnimmt und gerne im Anschluss für Fragen zur Verfügung steht.

 

 

Frau Kaiser ergänzt die Ausführungen anhand einer Power-Point-Präsentation. Diese ist der Niederschrift als Anlage beigefügt.

 

 

Vorsitzender dankt Frau Kaiser, Herrn Ederer und seinem Team für die Erstellung des Berichts, aber vor allem für die tagtägliche Arbeit im Amt.

 

Herr Stadtrat Ittner möchte anmerken, dass heute viele schwarze nüchterne Zahlen gesehen wurden. Er hat wohlwollend aufgenommen, dass es auch mit Fallbeispielen unterlegt war. Er möchte anregen, dass man im Jahr 2011 aus diesen Zahlen und Erkenntnissen heraus, die so ein Armutsbericht geben kann, in irgendeiner Form in eine Maßnahmeneinleitung kommen kann. Wenn man alle zwei Jahre Zahlen erfasst, hat man Erkenntnisse, Vergleiche, Analysen, aber es ist noch nichts passiert. Er regt auch an, diejenigen Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat, die auch gleichzeitig im Kreistag sitzen, ein ähnliches Werk im Kreistag auf den Weg zu bringen. Auch dort könnte man zusammen mit Sozialamt, Jugendamt, Jugendhilfeplanung reichhaltige Daten vorfinden, aus denen man Maßnahmen ableiten kann. Es wäre guter Brauch, diesen Armutsbericht weiter zu führen. Er möchte die Maßnahmenableitung gerne im Jahr 2011 angehen.

 

Vorsitzender informiert, dass der Sozialbericht des Landkreises auf Initiative der SPD-Kreistagsfraktion einstimmig in dem letzten zuständigen Gremium beschlossen worden. Es ist ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Von den Maßnahmen, und deswegen sind wir dieses Jahr gut weitergekommen, ist man strukturiert gut aufgestellt, weil man sich vorgenommen hat, im Rahmen der Stadtentwicklung weiter zu engagieren. Gerade mit dem Projekt der sozialen Stadtentwicklung möchte man weitere Schritte in die richtige Richtung gehen. Der erste Armutsbericht, der unter der Federführung von Frau Spannring erarbeitet wurde, hat erstmals diese Thematik in so einem Paket zusammengefasst. Eine gut ausgestattete Stadt muss doch versuchen eine Vision umzusetzen, dass man kein einziges armes Kind in der Stadt hat. Der Bericht wird selbstverständlich schriftlich an alle Mitglieder des Stadtrates zur Verfügung gestellt und veröffentlicht.

 

Herr Stadtrat Offenhammer denkt, man sollte sich, wenn die Haushaltsgespräche weiter fortgeschritten sind, konkret in einer bestimmten Gruppe zusammensetzen, um diese beiden Berichte zu würdigen und zu sehen, was sich verfestigt hat. In den vorliegenden Zahlen ist ja auch ersichtlich, dass sich Verbesserungen ergeben haben. Wenn man zwei Stichjahre betrachtet, können Tendenzen erkannt werden und hier sollte versucht werden, im kommenden Jahr rechtzeitig Rahmenbedingungen zu schaffen. Man muss sich auch konkret Gedanken machen, wo die Stadt Hilfestellung geben und gezielt fördern kann. Man kann sicherlich nicht alle Probleme, die zu Armut führen, lösen, aber man kann versuchen, die krassesten Auswirkungen zu mindern.

 

Herr Stadtrat Mayer erteilt volle Zustimmung für die Vorredner. Eine Anregung und Frage hätte er aber dahingehend. In einem Zeitraum von 2008 bis 2010 ist es schwierig, hier Tendenzen herauszulesen. So viele Zahlen sind es nicht. Ist es sehr aufwendig, hier noch Zahlenreihen für die Vergangenheit aufzubereiten, um das Ganze zu ergänzen und einen genaueren Einblick zu erhalten?

 

Vorsitzender erwidert, dass es theoretisch möglich ist, aber es stellt sich die Frage, mit welchem Aufwand. Wenn man sich zielgerichtet in Richtung Zukunft bewegt, kann mehr erreicht werden. Es wird festgestellt, dass durch viele sozial engagierte Verbände, die erfreulicherweise in großer Zahl in Lauf vorhanden sind, viele gute Dinge geleistet werden, aber überhaupt keine Statistiken geführt werden. Dieses soll zum Anlass genommen werden, um das Ganze mit ein paar Rahmendaten und einem Kataster dieses entsprechend aufzubauen. Er denkt, dass mehr erreicht werden kann, wenn in die Zukunft geblickt wird.

 

Herr Stadtrat Kern möchte darauf hinweisen, dass man im Bereich der kostengünstigen Wohnungen tätig werden sollte. Früher wurden Sozialwohnungen im Rahmen der städtischen Förderung gebaut. Finanziell ist dies jedoch inzwischen schwierig geworden. Es wurden über die Bauhilfe bereits Überlegungen angestellt, in diesem Bereich tätig zu werden. Hier würde er gerne einen Schwerpunkt setzen, da hier in unmittelbarer Zuständigkeit etwas erreicht werden könnte. In andere Beriechen ist es sehr schwierig, aktiv zu werden.

 

Frau Leniger möchte einige Einschätzungen und Entwicklungen des Stadtentwicklungsprozesses unter sozialen Gesichtspunkten vorbringen. Die gelbe Gruppe des Stadtentwicklungskonzepts ist um Soziales, Bildung und Kultur bemüht. In dem Gremium ist auch die Senioren- und Behindertenbeauftragte der Stadt inkludiert. Es ist eine breite Fächerung von Personen, die in der Praxis tätig sind. Diese Leute interessieren die Zahlen nur am Rande. Es ist zwar schön, dass die Zahlen zurückgehen, aber die Schamgrenze ist so hoch und man weiß nicht, wo die Armut steckt. In der Schule fällt oft lange nicht auf, dass Kinder arm sind. Meistens wird es erst gemerkt, wenn Klassenfahrten anstehen und die Gelder nicht aufgebracht werden können. Diese Personen sind in keiner Statistik erfasst. Der Arbeitskreis sucht auch nach Verknüpfungsmöglichkeiten. Deshalb sind die Rahmenbedingungen wichtig und dass man Ansprechpartner hat. Es ist wichtig, Unterstützung von allen Seiten zu bekommen.

 

Vorsitzender schließt ab, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten kann. Er lädt ein, in der eigenen Familie darüber nachzudenken, eine Patenschaft zu übernehmen, ein Kind in das Freibad mitzunehmen oder einfach mit ihm ein Buch zu lesen. Er dankt auch für die große Hilfsbereitschaft von Unternehmern. Ein weiteres Dankeschön geht auch an das gesamte soziale Netzwerk wie die Vertreter der Kirchen, der Sozialverbände, der Vereine, usw.. Ein Dank geht auch an die professionellen Kräfte, die in der Stadt an verschiedensten Stellen tätig sind.